Nächste Woche wird Tamina ihr Diplom als Gemeindeanimatorin in Empfang nehmen. Damit endet unsere Zusammenarbeit und meine Tätigkeit als Praxisbegleiter. Vor etwas mehr als einem Jahr durfte ich diese Begleitung von Urs übernehmen. Und ich bin dankbar für diese Erfahrung und das Vertrauen, welches Tamina mir entgegenbrachte.

Menschen zu begleiten ist eine erfüllende Tätigkeit. Ein Stück vom Lebensweg eines anderen Menschen zu gehen, ein Einblick in dessen Lebenswelt erhalten. Schwierig in Worte zu fassen, die Werbeindustrie würde wohl sagen: Unbezahlbar. Dies aber als Beruf auszuüben ist eher das Gegenteil: bezahlt Unbezahlbar. Ob als Lehrperson Kinder zu unterrichten, als Jugendarbeiterin Jugendliche zu begleiten oder als Animatorin Menschen im letzten Lebensabschnitt zu unterstützen. Ein Traumjob! Daher frage ich mich oft ja schon, warum wir verzweifelt Fachleute suchen müssen.

Wer Menschen begleitet, der kann diesen Teil vom Lebensweg auch mitprägen. Mal mehr, mal weniger. Ob und wie stark der Einfluss der Begleitung wirklich ist, lässt sich meist nicht quantifizieren. Aber anhand eines Erlebnisses möchte ich aufzeigen wie wertvoll es sein kann. Als ich als Jugendarbeiter in der Pfarrei Zofingen tätig war, war da dieser Junge. Nennen wir ihn Sandro. Sandro war Teil des jungen Leitungsteam in der Jubla und war in der Jugendtreffgruppe Phoenix aktiv. Er hatte nicht starken Support von Zuhause und in der Schule liefs nicht immer rund. Bei uns in der Pfarrei war er aber präsent, ohne gross aufzufallen. Später verliess er unsere Gruppierungen und ich sah ihn praktisch nicht mehr. Vielleicht mal am Bahnhof in eher zwielichtigen Gruppen. Er grüsste mich aber nicht mehr. Dies beschäftigte mich. Endete doch unser gemeinsamer Weg. Jahre später sass ich mit meiner Frau am Heitere-Openair gemütlich vor einer Nebenbühne. Da kam Sandro auf mich zu. Erzählte von schwierigen Jahren, von Drogen und Alkohol. Aber er habe an die Zeit in der Pfarrei zurückgedacht, die Bestärkung aus dieser Zeit habe ihm geholfen aus dem Loch zu kommen. Seine Ausbildung zu beenden und eine Perspektive zu haben. Er bedankte sich bei mir. Ich war (und bin es heute noch) überwältigt. Ich habe ihm zu danken! Und allen Menschen, die ich begleiten durfte und darf. Es ist unbezahlbar!