«Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten» heisst ein bekannter Leitsatz, nach dem sich Journalisten oft richten. In der letzten Zeit wurde es ihnen scheinbar leicht gemacht, Schlagzeilen zu finden, insbesondere in de letzten Wochen seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine.

Vorgestern holte mich eine ORF-Dokumentation zum Titel «Früher war alles besser» in meinem aktuellen Nachrichtenfrust gut ab. Frühere und aktuelle Lebensumstände wurden mehr oder weniger kritisch verglichen und schnell wurde klar, dass früher natürlich nicht alles besser war. Eine Aussage, worauf sich zwei vorerst uneinige Journalisten schlussendlich einigen konnten, blieb mir dabei besonders hängen: «Was früher auf jeden Fall besser war, war die Zukunft». Die Menschen hatten früher eine positive Erwartung in die Zukunft, dass alles gut und besser wird, dass ihre Kinder ein besseres Leben erwarten dürfen. Dieser Satz brachte es für mich auf den Punkt.

Ist es so? Leben wir in einer guten Welt und sind wir am Höhepunkt angelangt, von dem es nur noch bergab gehen kann? Wirft man den Blick in Zeitungen und Nachrichten könnte man diesen Eindruck durchaus bekommen.

Da kam mir doch das gestrige Sozialexperiment der Fachstelle «Bildung und Propstei» gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftler Mark Riklin ganz recht. Wir machten uns nachmittags auf den Weg auf die Strasse – neun Personen schwer bepackt Tisch und Stühlen. Immerhin ging es darum, mitten in der Innenstadt von Aarau das «Amt für Zuversicht» zu eröffnen. Schluss mit «bad news». Wir mischten uns unter die Menschen und befragten sie, was ihnen Zuversicht im Leben gibt. Unser Amtsschreiber hielt alle Gedanken akribisch fest. «Haben Sie schon gehört? Um 18 Uhr gibt es eine Lesung vom Balkon des Rathauses», gingen wir motivierten Komplizen des Amtsschreibers auf die Menschen zu, «Leider fehlt dazu noch der Inhalt. Könnten Sie uns dabei helfen?». Wir hatten natürlich keine Ahnung, wie die Menschen reagieren würden und ob wir schlussendlich am Balkon des Rathauses überhaupt etwas verlesen könnten. Zwanzig Minuten Befragungszeit haben wir uns vorgenommen. Nach wenigen Minuten war klar, wir brauchen uns keine Sorgen darüber machen, die Zuversicht ist noch nicht ausgestorben.

Von «Mein Mandelgipfeli am Morgen», über die «guten Arbeitskollegen», die «bestandene Prüfung», «gelbe Rapsfelder», «vieles schon in der Vergangenheit bewältigt zu haben» oder auch die «Verkleinerung des eigenen Tumors um 3 mm» kam einiges zusammen auf der langen amtlichen Schriftrolle.

Kurz nach 18 Uhr war es dann so weit. Das «Amt für Zuversicht» erschien am Balkon im ersten Stock des Aarauer Rathauses. Die Zuversichts-Nachrichten der Aargauer wurden feierlich verlesen. Die Schriftrolle reichte schon lange bis zum Boden als wir bei der letzten Zuversicht angekommen sind.

Ein spannender und inspirierender Nachmittag, der auch mir wieder Zuversicht auf eine gute Zukunft gibt und die Überzeugung: Auch gute Nachrichten sind gute Nachrichten.