Kirchliche Jugendarbeitende waren zusammen «auf Tour». Sie haben drei Orte mit lebendiger kirchlicher Jugendarbeit besucht. Ziel: Einander über die Schultern schauen und voneinander lernen. Sie nehmen eine Menge an «best practice»-Ideen und Impulse für die eigene Arbeit mit. Vernetzung, die sich lohnt!

Die erste Station war im «Juhü», dem «Jugendhüsli» der beiden Wettinger Pfarreien. Das Team mit Fabienne Sterrantino und Reto Villiger, der die Leitung des Hauses hat, wird durch Barbara Obrist im Projekt «Tiramisu» unterstützt. Das «Tiramisu» ist der Mittagstisch für die Schüler:innen der Oberstufe Wettingen. Die kirchliche Jugendarbeit betreibt diesen zusammen mit der kommunalen Jugendarbeit. Von den Kontakten, die so entstehen, profitieren die kirchlichen Angebote, die konfessionsneutral sind und Kinder und Jugendliche ab 11 Jahren ansprechen. Es läuft einiges im und ums Juhü: Neben offenem Jugendtreff, Dankesessen für die Leitenden der vier Wettinger Scharen von Jungwacht und Blauring oder Kerzenziehen im Advent wird im Sommer auch der Garten genutzt, etwa für Public Viewings von Fussballspielen.

Aktuell ist das Juhü-Team daran, mit einer Gruppe von Jugendlichen einen Jugendgottesdienst mit anschliessendem gemeinsamem Essen, Musik hören und Spielen zu planen. Reto Villiger: «Für die beteiligten Jugendlichen bietet die kirchliche Jugendarbeit die Möglichkeit, Freiräume zu nutzen und diese aktiv mitzugestalten. Die Eltern vertrauen uns und lassen ihre Kinder eher raus, als wenn sie unbegleitet wären.» Die Jugendarbeit ist auch im Seelsorgeteam eingebunden, leitet die Katechese-Angebote im Rahmen des Oberstufen-Religionsunterrichts und organisiert die jährliche freiwillige Romreise für die Firmand*innen.

Eine zweite Station haben die Jugendarbeitenden beim Jugendtreff Riniken eingelegt. Riniken gehört zum Pastoralraum Brugg-Windisch, wo Marija Runje und Willy Deck für die Jugendarbeit verantwortlich sind. Sie bieten ein vielseitiges Programm für Jugendliche an: Einen «Girls Treff», das Tanzangebot «roundabout» für Mädchen und junge Frauen, Ballspiele für Jungs «4boys», generationenübergreifendes Basketball-Spielen für Kids und Teens ab der 1. bis zur 9. Klasse zusammen mit ihren Eltern, und natürlich den Jugendtreff in Riniken. Ausserdem unterstützen sie Jugendliche darin, eigene Projekte umzusetzen. So wurden beispielsweise Open-Air-Kino-Abende durchgeführt. Als nächstes entsteht ein Sommerfest für Jugendliche ab 12 Jahren.

Jugendliche erreichen sie über verschiedene Kanäle. In Riniken ist die Zusammenarbeit mit der benachbarten Schule sehr gut. Sie können die Angebote der Jugendarbeit in der Schule persönlich vorstellen, via Gemeinde Flyer an den Busstationen aufhängen lassen und bieten spezielle Kennenlernanlässe an. Wichtig ist auch, aktuelle Themen aufzugreifen, die Jugendliche beschäftigen. Entscheidend ist auch, dass in der Jugendarbeit alle Jugendlichen willkommen sind, ungeachtet ihrer religiösen Zugehörigkeit. Willy Deck: «Christliches Leben heisst für uns Gemeinschaft und Gastfreundschaft. Das wollen wir hier leben.»

Die dritte Station schliesslich war der Jugendgottesdienst «Fortify» in Möhlin, eine ökumenische Kooperation von Jugendarbeitenden. Claudia Fritzenwallner, Jugendarbeiterin im Pastoralraum Möhlinbach, hat zusammen mit Jugendlichen im Religionsunterricht die Inputs vorbereitet. Jugendliche vom Wegenstettertal haben, koordiniert von der ref. Pfarrerin Irina Van Bürck, den Apéro vorbereitet. Simon Hohler und Regula Schmid von der Jugendseelsorge Fricktal waren verantwortlich für Musik und Technik. Die Jugendlichen kamen aus verschiedenen Pfarreien der näheren Umgebung und nahmen im Rahmen des Oberstufen-Religionsunterrichts am Gottesdienst teil.
Im bunt ausgeleuchteten Pfarreisaal führte Claudia Fritzenwallner durch den Gottesdienst. Zur Einstimmung ins Thema «Connected» erzählten kirchliche Mitarbeitende davon, wann sie eine Verbindung mit Gott spüren. Jugendliche haben dies mit eigenen Stichworten auf einer Powerpoint-Präsentation ergänzt. Auch im weiteren Verlauf kam immer wieder «O-Ton» von Jugendlichen zum Zug: Bei einem Quiz zu Glaubensthemen, bei persönlichen Gedanken zum Bibeltext, mit einer Umfrage, bei der die Anwesenden per Handy mitteilen konnten, wofür sie dankbar sind.

Musikalisch wurde die Feier von einer achtköpfigen Lobpreisband gestaltet. Nach der Feier gab es einen Apéro und diverse Spielmöglichkeiten. Der Gottesdienst und das anschliessende Programm, scheinen die Jugendlichen sehr angesprochen zu haben – das wurde aus der Auswertung deutlich.

Die drei Besuche haben einige Aspekte aufgezeigt, was nötig ist, damit Jugendarbeit gut funktioniert. Zunächst sind aktuelle Themen und ein attraktives Angebot zentral. Dafür ist entscheidend, dass partizipativ gearbeitet wird, d.h. so, dass Jugendliche bei den Themen und Angeboten mitentscheiden und auch selbst Verantwortung übernehmen können. Es sind Räume nötig, in denen Jugendliche sich wohl fühlen. Beziehungsarbeit muss möglich sein. Dazu ist es hilfreich und es schafft Vertrauen, wenn Jugendliche die Jugendarbeitenden aus unterschiedlichen Kontexten kennen, etwa über Mittagstisch, Projektunterricht, Firmvorbereitung oder die Jubla. Und schliesslich sind Jugendarbeitende auch gefordert, sich mit allen wichtigen Playern zu vernetzen, etwa mit der Schule, mit Behörden, mit Eltern, mit der kommunalen Jugendarbeit, mit den Jugendverbänden.